Haltet ihn!


Ich greife an die Hosentasche

nach hinten an den Ort,

wo sonst mein Geld sitzt -

es ist fort!


Grad seh ich ihn noch hastig laufen,

da vorne biegt er um die Ecke,

ich nehm die Beine in die Hand,

den bringe ich zur Strecke!


„Da ist der Dieb!“,

herausgeschrien.

Ich folge ihm.

„So haltet ihn!“


Doch keiner hört mein lautes Rufen,

es scheint, als wäre ich allein,

so renn' ich keuchend durch die Straßen.

Ich will dein Rächer sein!


Schon kann ich die Distanz verkürzen,

er dreht sich um und sieht mich nahn,

da kreuzet meines Jagdes Pfad

die Straßenbahn.


Gerade begonnen – schon verloren?

Schweifend umher sucht ihn mein Blick.

Wo steckt der Räuber nur?

Ich will den Feind zurück.


Sein unverhofftes Glück genießend

verharrt auch er in dem Moment

holt Atem und aufblickend sieht er mich,

bevor er wieder rennt.


Als würden laut Fanfaren blasen

die wilde Jagd erneut beginnt

wir wieder durch die Straßen rasen

vorbei an Mann und Frau und Kind.


An einem verlassnen Magazin

nutzt er behänd die Feuerleiter

ich folge ihm,

er klettert weiter.


Wo will er hin?

Erklimmt das Dach

Was hat er vor?

Und ich ihm nach.


Er blicket um sich

läuft zum Rand

und springt hinunter

in den Sand.


Ist sein Mut auch der meinige?

Ich nehm das Herz in meine Hand

erwische einen Rosenstrauch

und lande ebenfalls im Sand.


Hinauf geht es zur alten Burg,

ich spüre meine Wunden,

erreiche dort den Innenhof,

er ist verschwunden.


Ein Gong ertönt

mit tiefem schweren Klang

und aus vier Toren blicken

mich finstre Monster an.


Nun ihr wollt kämpfen?

Gut! Ich stelle mich!

Sie ziehen ihre Degen

und holen aus zum Stich.


Der Waffen hab ich keine,

das ist das Ende jäh

Umzingelt von der Macht -

als ich sie seh.


Da steht sie auf des Turmes Zinne

mit lockig wallend schwarzem Haar

und feurig funkeln ihre Augen

als meine Rettung wunderbar.


Und in der Hand,

wie sich die Gunst verkehrt,

vernichtet sie die Bösen

mit ihrem Laserschwert.


Sie winkt mir zu, ich eile schnell

hoch in den Turm hinauf.

An ihrer Hand ich folge ihr.

So Schicksal, nehme deinen Lauf!


Sie dreht sich um,

streicht zärtlich meine Wangen

und ihre Augen suchen mich.

Ich bin ihr ganz verfangen.


Sag doch ein Wort! Warum sprichst du nicht?

Was ist das für ein böser Fluch?

Wo ist der Feind geblieben,

den ich hier such?


Wo ist er nur?

So haltet ihn!

Ich öffne langsam meine Augen.

Er ist dahin.