Harry Burns und Sally Albright


Worum geht es?

Dir ist natürlich klar, dass wir niemals Freunde sein können. Kein Mann kann mit einer Frau befreundet sein, die attraktiv ist. Er will immer mit ihr ins Bett.“

Das ist das Thema von Harry und Sally, die auf einer Autofahrt nach New York streiten. Sally, gerade auf dem College, hat in ihrem Leben noch nicht viel erlebt. Harry schlägt vor, dass jeder auf der langen Fahrt seine Lebensgeschichte erzählt, doch Sallys Geschichte reicht noch nicht mal bis Chicago. Es ist klar: Da ein Mann mit einer attraktiven Frau schlafen will, können sie nicht einfach nur befreundet sein.

Als sie sich fünf Jahre später wieder treffen, fragt Harry sie: „Na, hat sich das Opfer gelohnt nicht mit mir geschlafen zu haben?“ Der Filmzufall will es, dass sie sich immer im Abstand von fünf Jahren wieder begegnen. In diesen Momenten haben beide die Trennung vom nächsten Lebensabschnittsgefährten gerade hinter oder gerade vor sich. Eine gute Chance zusammenzukommen oder doch um nur gute Freunde zu bleiben? Sie versuchen gute Freunde zu sein. „Du bist die erste attraktive Frau, mit der ich nicht schlafen will.“, meint Harry und lügt sich selbst in die Tasche. Sie kriegen sich nicht, aber trösten sich gemeinsam über ihre vergangenen Liebschaften hinweg.

Schließlich kann Sally es nicht mehr. „Ich bin nicht dein ständiger Trostpreis.“, sagt sie und verbringt Silvester auf der Tanzparty. Einsam geht Harry durch New Yorks Straßen und entschließt sich endlich doch zur Party zu gehen. „Wenn man kapiert hat, dass man den Rest des Lebens miteinander verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt“, sagt Harry zu Sally. „Harry, damit machst du es mir unmöglich dich zu hassen.“


Was hat das Liebespaar so bekannt werden lassen?

Bob Reiner, der Regisseur kommt aus einer Film- und Theaterfamilie und hat das Talent die komischen und witzigen Dinge des Lebens herauszukitzeln. Er holt sich die grandiose Nora Ephron als Drehbuchautorin, die nicht nur witzige Dialoge schreibt sondern am Set auch immer den Blick für die Kleinigkeiten hat, die einen Film perfekt machen. Und dann braucht man noch eine Idealbesetzung zweier Schauspieler mit Billy Crystal und Meg Ryan, die immer wieder am Film mitarbeiten. Auch die Musik im Hintergrund ist von den ganzen Großen. Louis Armstrong singt, auch Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und Ray Charles sind zu hören. Harry und Sally ist im wahrsten Sinne eine Teamwork Arbeit rund um das Thema Liebe und Sex.

Gleich zweimal im Film gibt es die Referenz an den großen Casablancafilm und der Frage nach dem idealen Partner. „Willst Du mir sagen, dass du mit Victor Laszlo glücklicher als mit Humphrey Bogart wärest?“, fragt Harry während sie telefonieren und als Sally schon aufgelegt hat, stöhnt sich Harry in den Schlaf. Es müssen gute Schauspieler sein, damit das witzig rüber kommt und sie sind es, die die prächtigen Dialoge umsetzen.

Langsam aber sicher kommen sie sich näher, aber es geht nicht ohne Komik. Beim Spaziergang im Park erzählt Sally von ihrem ständig wiederkehrenden erotischen Traum. Ein Mann kommt zu ihr. Dann reißt er ihr die Kleider vom Leib. „Und dann?“ will Harry wissen. „Nichts, das ist alles!“, antwortet Sally. Harry ist fassungslos. „Ist das deine ganze Sexphantasie seit dem 12. Lebensjahr? Und immer dieselbe?“ „Nun ja, manchmal variiert sie. Dann habe ich verschiede Kleider an.“


Welcher Frauentyp, welcher Männertyp kommt hier vor?

Als der Film 1988 gedreht wird, ist Farrah Fawcett als Engel für Charlie eine Ikone. Ihre berühmten Frisuren tauchen auch bei Sally auf. Sally als Frau ist selbstbewusst und geht ihren eigenen Weg. Dazu passt, dass Sally nicht irgendetwas von der Karte eines Restaurants bestellt. Sie möchte für den Salat Essig und Öl getrennt serviert und zum Nachtisch den Kuchen heiß und das Eis nicht oben drauf und außerdem Erdbeereis statt Vanille. Nora Ephron hatte es sehr einfach sich diesen Charakter auszudenken. Sie selbst war für ihre Extrawünsche bekannt und erzählt, dass sie, lange nachdem der Film in den Kinos gewesen war, im Flieger nach einer sehr langen Spezialbestellung von einer Stewardess gefragt wurde: „Sagen Sie mal, kennen Sie den Film ‚Harry und Sally’?“

Dennoch ist fein heraus gearbeitet, dass hinter Sallys Selbstbewusstsein auch immer wieder Unsicherheit auftaucht. Wie viel Erfahrung hat Sally denn wirklich?

Harry analysiert trocken: „Du hast noch nie guten Sex erlebt.“, was Sally als emanzipierte Frau nicht auf sich sitzen lassen kann. „Doch mit Sheldon!“ Aber Harry weiß alles. „Mit Sheldon niemals. Das kräftige Auf- und Ab ist nicht seine Stärke.“

Als Harry mal wieder nach fünf Jahren auftaucht, flüstert Sallys Freundin: „Da starrt dich jemand aus der politischen Literatur an.“ Ein paar Dialoge weiter geht es natürlich um Sex und Harry ist immer noch der alte Draufgänger: „Damals warst du nur zu blockiert, heute bist du fraulicher.“ Doch feinfühlig greift der Film die heimliche Frage nach der biologischen Uhr auf und Sally fürchtet, sich beeilen zu müssen. „Die 40 lauern auf mich in einer dunklen Sackgasse.“

Harry ist als Figur fast umgekehrt gezeichnet wie Sally. Fast als Macho geboren wird Harry immer nachdenklicher und weicher. Die coolen Sprüche weichen der Nachdenklichkeit.

Als er die weinende Sally ob einer weiteren verflossenen Liebe im Arm hat, ist er der sanfte Tröster. „Komm her, ich mach uns noch einen Tee.“ Dann sind sie endlich auf einer Ebene und schlafen miteinander.


Eine berühmte Szene oder ein Zitat?

Oh-oh-oh-oh-oh-ja-ja-ja-jah-jahh“. Ein Orgasmus für die Ewigkeit. Die Restaurantszene, in der Sally Harry vormacht, wie eine Frau einem Mann einen Orgasmus vortäuscht, ist weltberühmt geworden. Es geht um die Aufklärung eines riesigen Missverständnisses. Bob Reiner konnte nicht glauben, dass eine Frau einem Mann einen Orgasmus vortäuschen könne. Jeder Mann würde das merken. Er holte sich eine Gruppe von Frauen, nahm sie beiseite und fragte sie, ob sie einem Mann schon mal einen Orgasmus vorgespielt hatten und alle, wirklich alle, sagten ja. Es war Meg Ryan’s Idee dies an einem ungewöhnlichen Ort vorzuspielen. So entstand die Restaurantszene. Erst bemerken es die anderen Restaurantbesucher nicht, doch nach und nach schauen sich alle nach Sally um, bis sie laut mit den Händen auf den Tisch hämmernd zum Höhepunkt kommt. Bob Reiner setzt seine Mutter in dem Film an den Nachbartisch. Er lässt die Szene enden mit der Bedienung, die zu seiner Mutter an den Tisch kommt, und die ältere Dame sagt: „Ich will genau das, was sie hatte.“